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Kulturelle Aneignung vermeiden

Selbstkritische Reflexionen

In unserer Arbeit als Leitende von Visionssuchen und Prozessbegleitung in der Natur beziehen wir uns auf vielfältige kulturelle Wurzeln und verwenden Wissen aus indigenen Kulturen. Deshalb möch- ten wir uns immer wieder intensiv mit diesen Wurzeln befassen und uns selbstkritisch hinterfragen, ob wir verantwortungsvoll und angemessen mit diesen Wurzeln umgehen oder ob wir auf unange- messene Weise kulturelle Aneignung betreiben. Der Begriff "Kulturelle Aneignung" ist schwer zu grei- fen und wird sehr unterschiedlich ausgelegt, unterliegt einer ständigen Wandlung und ist abhängig von Perspektive und Intention.

Eine mögliche Definition ist: Unter kultureller Aneignung wird die Übernahme von Ausdrucksformen oder Artefakten, Geschichte oder Wissensformen von Trägern einer anderen Kultur verstanden, die ohne Genehmigung, Anerkennung oder Entschädigung erfolgt.

Wir möchten unseren Umgang mit den kulturellen Wurzeln unserer Arbeit immer als Momentauf- nahme sehen. Diese ist geprägt von dem Weg, den wir in unserem Umfeld gegangen sind und von der Bereitschaft, auf allen Ebenen hinzuhören, vom Weitergehen, einem offenen Austausch und von gegenseitigem Lernen.

Aus dem Anerkennen, dass alles einem Weg der Wandlung und Weiterentwicklung unterliegt, versu- chen wir jederzeit darin besser zu werden und stehen aber auch zu unserem momentanen Wissens- stand, und damit auch zu unseren jetzigen Werten und Handlungen. Im gleichen Moment sind wir bereit, gerade dort hinzuschauen wo sich eigene Widerstände regen, sind bereit, Kritik als Reflexions- und Handlungsaufruf zu verstehen und sie in unseren Weg des Lernens zu integrieren.

Gerade was die Thematik der kulturellen Aneignung betrifft, ist es aus dieser Achtsamkeit heraus un- umgänglich, sich unserer Privilegien als weiße Menschen in Europa bewusst zu werden und anzuer- kennen, dass diese aus einer inakzeptablen, auf Unterdrückung und Ausbeutung beruhenden euro- päischen Kolonialpolitik, christlichen Missionierung und einer patriarchalen und menschenunwürdigen Haltung erwachsen sind. Wir stellen uns der Verantwortung und dem Schmerz dafür, und dass diese Unterdrückung und Ausbeutung sich bis heute fortsetzt.

Wir stellen uns der Aufgabe, in unserer Arbeit mit Zeremonien und Ritualen diese Geschichte in uns bewusst und die Erinnerung daran wach zu halten.

Der ehrliche Blick zurück ermöglicht ein Lernen aus der Vergangenheit, ein hoffentlich sinnvolles Handeln im Hier und Jetzt und damit ein gutes Weitergehen in die Zukunft.

Darin wird auch sichtbar, dass die Kräfte, welche die Gebräuche, Sprache, Zeremonien, Kultur, Werte und Lebensweise der indigenen Völker dieser Erde unterdrückt haben, auch uns in Europa von einem achtsamen naturnahen Leben abgeschnitten haben und die eigene europäische Ritualgeschichte so- mit fast zur Gänze zerstört wurde. Dieser Blick soll kein Versuch der Bagatellisierung der durch un- sere europäischen Vorfahren an den Menschen anderer Kulturen entstandenen Verletzungen sein, vielmehr öffnet er uns die Möglichkeit in Empathie um das verlorene Gut zu trauern.

Dieser Blick erzeugt Verbundenheit in uns. Wir können dadurch nicht nur solidarisch mit den indige- nen Kulturen und ihren Anliegen sein, sondern im gleichen Maße auch würdigend, wertschätzend und dankbar für das Bewahren und Weitergeben eines über verschiedene Kanäle an uns herangetra- genen Wissens sein. Dies hilft uns, die Zeremonien und Rituale, die wir zum Wohle unseres Planeten und allen Lebens darauf begehen, in einer respektvollen, achtsamen und dankbaren Haltung durch- zuführen.

Rituell gestaltete Zeit in der Natur, die sich auf die indigenen Wurzeln verschiedenster Kulturen be- zieht, unterstützt uns bei der Wiederverbindung mit unserer nicht-menschlichen Mitwelt. Darin zeigt sich uns die große kulturelle Vielfalt und der Wert des Erbes unserer menschlichen Ahnen.

Zeiten in der Wildnis öffnen die Herzen der Menschen, und helfen, die Abspaltung von der uns umge- benden Natur zu heilen. Wir glauben daran, dass, wenn wir wieder Teil eines großen Ganzen werden, wir auch wieder beginnen, für das Leben auf diesen Planeten zu wirken.

Die folgenden grundlegenden Fragen helfen uns, diese Zeremonien und Rituale in uns wach und le- bendig zu halten, sie weiter wachsen zu lassen, sie zu bewahren und weiterzugeben:

  • Von wem und wie wurden sie mir übergeben?
  • Woher kommen sie, was ist ihre Geschichte?
  • Wie habe ich sie mir zu eigen gemacht und was habe ich daraus gemacht?
  • Wie habe ich sie in das mich umgebende kulturelle und soziale Feld eingebettet?

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