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Ethische Grundlagen

Auf dem deutschsprachigen Netzwerktreffen 2007 beschlossen wir, über 60 Visionssuche-Leiter/innen, die folgenden „Ethischen Grundlagen“ in Kraft zu setzen und sie regelmäßig zu überprüfen.



Kommentar:
In unseren Ethischen Grundlagen haben wir formuliert: 'Das Ritual der Visionssuche ist offen für alle kulturellen Traditionen, Religionen und politischen Anschauungen.' Darunter verstehen wir eine Offenheit, die von Respekt, Wertschätzung, Freundlichkeit für alle natürlichen Wesen gleich welcher Herkunft getragen ist. Daher sind rassistische, antisemitische oder faschistische Haltungen bzw. "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" und jede Form der Diskriminierung nicht mit unserer Ethik vereinbar.


1. Weltanschaulicher Hintergrund

Für uns hat die natürliche Welt einen Wert an sich, der über die menschlichen Nutzungsinteressen hinausgeht. Wir verstehen den Menschen als Teil der Natur, die alle Materie, pflanzliches und tierisches Leben einschließt. Wir glauben, dass die natürliche Welt in all ihren Formen unsere weise Lehrerin ist und uns zugleich als Spiegel von Wachstumsprozessen dient. Wir achten den Kosmos und im besonderen die Erde als einen Organismus, der sich evolutionär entwickelt und dem wir unser Leben und Sterben verdanken.

Das Ritual der Visionssuche ist offen für alle kulturellen Traditionen, Religionen und politischen Anschauungen. Es ehrt die Vielfalt aller Kulturen und deren religiöse und ethische Wertvorstellungen. Wir gehen dabei achtsam mit dem rituellen Erbe der Menschheit um. Wir verstehen unsere Arbeit als einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung unserer Welt. Uns liegt daran, dass Menschen, die für ihr inneres Wachstum in die „Wildnis“ gehen, ihr Eingebundensein in die natürliche Welt wieder entdecken und sich für ihre Schönheit, ihre Vielfalt und ihren Geist öffnen können.

Kernabsicht unserer Arbeit in und mit der Natur ist es, Menschen auf ihrem Reifungsweg zu begleiten und ihre Potentiale zu fördern. Wir bieten ihnen einen rituellen Raum, in dem sie ihre Einzigartigkeit entfalten, ihr Selbstbewusstsein stärken und ihre Identität entwickeln können. Indem sie mit ihren speziellen Gaben der Gemeinschaft dienen, erleben sie sich als wertvoller Teil des großen Ganzen.


2. Umgang mit der natürlichen Welt

Wir achten und schützen das Gebiet, in dem wir arbeiten. Wir hinterlassen so wenige Spuren wie möglich. Wir vermitteln diese Haltung auch unseren Teilnehmer/innen.

Wir respektieren die Verletzlichkeit jedes Ökosystems, machen uns mit seinen besonderen Bedingungen und den Naturschutz-Richtlinien im jeweiligen Gebiet vertraut und bewegen uns darin mit Achtsamkeit.

Für unseren Aufenthalt in der „Wildnis“ begrenzen wir die erforderlichen technischen und logistischen Ausrüstungen und Transportmittel auf ein Mindestmaß. Verschiedene Visionssuche-Leiter/innen entscheiden sich für Wildnisplätze im europäischen oder interkontinentalen Ausland. Sie sind sich der ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte ihrer Entscheidung bewusst.

Es ist unsere Absicht, mit den Menschen vor Ort zusammen zu arbeiten. Wir unterstützen sie in ihrer Fürsorge und Verantwortung für das öffentliche und private Gelände, auf dem wir uns mit unseren Gruppen bewegen.


3. Ausbildungs- und Arbeits-Grundlagen

Wir sind als Begleiter/innen von Wandlungs- und Übergangsprozessen in der natürlichen Welt gründlich ausgebildet. Zudem geben wir der persönlichen Lebenserfahrung und den bewusst durchlebten Wachstumskrisen der Visionssuche-Leiter/innen eine hohe Bedeutung.

Wir tauschen uns über unsere Arbeit regelmäßig aus, lernen voneinander und nutzen Angebote zur Intervision und Supervision.

Wissend, dass wir uns selbst immer in Reifungsprozessen befinden, stellen wir an uns den Anspruch, regelmäßig fastend in die „Wildnis“ zu gehen, um die Prozesse, die wir begleiten, an Körper und Seele selbst zu erfahren.

Wir bilden uns in verschiedenen Bereichen der initiatorischen Naturarbeit fort.


4. Qualität der Begleitung

Wir nutzen archetypische Formen der Begleitung von Lebensübergängen in der natürlichen Welt, die zu allen Zeiten in wohl jeder Kultur praktiziert wurden. Dabei verwenden wir Symbole, Geschichten, Unterweisungen, Rituale und Zeremonien, die für die Menschen, die zu uns kommen, angemessen und zeitgemäß sind.

Wir stellen als Visionssuche-Leiter/innen Räume in der natürlichen Welt zur Verfügung, in denen die Teilnehmer/innen sich in ihrem Rhythmus und nach ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit entwickeln und entfalten können. Alle verwendeten Übungen und Rituale sind offene Angebote. Sie helfen, die inneren Antworten zu finden, die jede/r auf existentielle Fragen in sich trägt.

Wir schaffen einen tragfähigen organisatorischen, sozialen und spirituellen Rahmen, in dem Menschen ihre existentiellen Lebensübergänge und Wachstumsprozesse anerkennen und bekräftigen können. Wir bereiten sie darauf vor, die Erfahrungen ihres Wildnisaufenthaltes gut in ihr Alltagsleben zu integrieren. Die Teilnehmer/innen werden für eine Zeit vor und nach dem Ritual von den Leiter/innen auf ihrem Weg unterstützt.

Die Visionssuche als initiatorisches Ritual beinhaltet auch Risiken. Wir sorgen deshalb für optimale Vorbereitung und größtmögliche Sicherheit. Die Eigenverantwortung der Teilnehmer/innen hat wesentliche Bedeutung.

Wir achten darauf, die Grenzen unserer persönlichen und fachlichen Kompetenzen zu kennen und einzuhalten. Um unterschiedliche Fähigkeiten zu nutzen und eine optimale Sicherheit zu gewährleisten, arbeiten wir meist in Teams.

Wir gehen keine erotisch/sexuellen Beziehungen zu Teilnehmenden sowie Ausbildungskandidat/innen während unserer Veranstaltungen und in der Zeit der Nachbetreuung für einen angemessenen Zeitraum ein, bei Visionsuchen ein Jahr. Dies gilt für Leitung, Assistenz und Trainees.

Die Visionssuche erfolgt in einem geschützten Rahmen, in dem alle Informationen über die Teilnehmer/innen im Kreis der Gruppe bleiben. Begleiter/innen von Übergangsprozessen unterliegen der Schweigepflicht.

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